Azubientwicklung? Bitte nicht nebenbei!
Warum Ausbildungsabbrüche oft ein strukturelles Problem sind – und wie systemische Perspektiven helfen diese aufzudecken
„Der hat einfach nicht mehr mitgemacht.“
„Sie hat nie etwas gesagt – und plötzlich war die Kündigung da.“
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was da schiefgelaufen ist …“
Solche Aussagen hören wir immer wieder, wenn wir mit Ausbildungsbeauftragten, Personalverantwortlichen oder Fachkräften sprechen. Und ja – sie beschreiben einen Alltag, der in vielen Unternehmen Realität ist. Die Entwicklung von Auszubildenden passiert oft am Rand. Nebenbei. Irgendwie schon. Und am Ende der Kette steht Ratlosigkeit.
Und genau das ist der systemisch spannende Moment. Denn: Hinter dem Offensichtlichen – genauso wie dem Unentdeckten – steckt immer ein System.
Dabei zeigen die Zahlen deutlich: Fast 30 % der Ausbildungsverhältnisse werden vorzeitig gelöst (vgl. BIBB, Datenreport 2024) Dahinter stecken nicht nur persönliche Gründe, sondern oft strukturelle Lücken im Unternehmen.
Ausbildungsabbrüche sind selten ein Zufall
Was auf den ersten Blick wie ein individuelles Scheitern erscheint – sei es durch persönliche Herausforderungen oder Prägungen aus Sozialisation und kulturellem Hintergrund – ist in vielen Fällen das Ergebnis einer schleichenden Dynamik: fehlende Begleitung, unklare Erwartungen auf beiden Seiten, mangelnde Passung, fehlende Rückmeldeschleifen, Überforderung oder schlicht das Gefühl, nicht wirklich wahrgenommen zu werden.
Aus der Bildungsforschung wissen wir: Vertragslösungen sind in der Regel kein spontaner Akt, sondern ein mehrdimensionaler, subjektiv erlebter Prozess, der sich über Zeit entfaltet. Belastungen nehmen zu, Handlungsspielräume schwinden – und irgendwann erscheint ein Abbruch als einziger Ausweg (vgl. Klaus 2014; Lange 2020)
Und genau hier setzt der systemische Ansatz an: Nicht alle Einflussfaktoren für eine gelingende Ausbildung liegen im direkten Einflussbereich der Unternehmen – und doch haben sie die Möglichkeit, durch gezielte Gestaltung ihrer Rahmenbedingungen solchen Entwicklungen wirksam entgegenzuwirken.
Denn Azubientwicklung ist keine rein persönliche Angelegenheit der Auszubildenden – sie ist auch ein Ausdruck der gelebten Haltung und Kultur im Unternehmen.
Systematische Azubientwicklung bedeutet: bewusst hinschauen
Viele Unternehmen bemühen sich. Es gibt Onboardings, Patenmodelle, Feedbackgespräche – aber oft fehlt das große Ganze:
Ein roter Faden, der Auszubildende nicht nur durch den Alltag bringt, sondern sie entwickelt.
Ein System, das Lernprozesse steuert, reflektiert, evaluiert und justiert.
Eine Haltung, die Ausbildung nicht als Pflichtprogramm, sondern als strategisches Entwicklungsfeld versteht.
Das Konzept der beruflichen Handlungskompetenz (vgl. Kultusministerkonferenz 2018) zeigt, worum es eigentlich geht: Azubis zu mündigen, handlungsfähigen Menschen zu machen – fachlich, sozial, persönlich.
Dazu braucht es: Struktur. Reflexion. Perspektiven.
Unsere Rolle? Wir schauen gemeinsam mit Ihnen dorthin, wo es noch „knirscht“
Als externe Begleiter:innen bringen wir die nötige Distanz mit, um Prozesse, Dynamiken und Bruchstellen sichtbar zu machen:
- Was bringt junge Menschen dazu, eine Ausbildung abzubrechen – und was wäre nötig gewesen, um zu bleiben?
- Welche Muster wiederholen sich, ohne dass sie bewusst wahrgenommen werden?
- Welche Erwartungen, Werte oder Erfahrungen bringen Azubis mit – und wo stoßen sie damit im Unternehmen an Grenzen?
- Wo setzen wir zu sehr auf Anpassung – und zu wenig auf echtes Verstehen und Miteinander?
- Wo braucht es klare Strukturen – und wo mehr Offenheit, Haltung und Zuhören?
Wir führen Interviews oder standardisierte Azubi-Befragungen, moderieren Azubi-Retrospektiven und Azubiworkshops, analysieren Abläufe – und helfen Ihnen, die Stellen zu identifizieren, an denen junge Menschen verloren gehen könnten.
Und, wir bleiben lösungsorientiert. Immer.
Also: Was, wenn der Ausbildungsabbruch zur Ausnahme wird und nicht zur Quote?
Systemische Azubientwicklung schafft genau das: Vertrauen, Orientierung und Zugehörigkeit. Sie ist kein Zusatzprojekt – sondern ein Zukunftsinvestment.
Wenn Sie also das nächste Mal das Gefühl haben, Ihre Azubis „funktionieren einfach nicht“ – dann halten Sie kurz inne.
Vielleicht ist nicht der Azubi das Problem.
Vielleicht fehlt nur ein System, das ihn wirklich stärkt. Wir helfen Ihnen, dieses System zu bauen – mit Expertise, Empathie und einem objektiven Blick von außen.
Nehmen Sie Kontakt auf – wir freuen uns, Ihre Ausbildungswelt gemeinsam weiterzuentwickeln.
Quellen
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (2024): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2024. Online abrufbar
- Klaus, S. (2014): Ausbildungsabbruch und Biographie: Über Prozesse, Mechanismen und Wechselwirkungen in Lebensverläufen von Personen mit vorzeitiger Vertragsauflösung in der Berufsausbildung. Frankfurt am Main: Peter Lang.
- Kultusministerkonferenz (2021): Handreichung für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule. Online abrufbar
- Lange, S. (2020): Vorzeitige Vertragslösungen aus der Perspektive der Auszubildenden – ein Vorschlag für einen subjektorientierten Erklärungsansatz. In: Wittmann, E., Frommberger, D. & Weyland, U. (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung 2020, S. 97–111. Verlag Barbara Budrich.