Resilienz in eigener Sache

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Andreas Richter

Schon seit einigen Monaten schiebe ich ständig den Gedanken vor mir her, zum Thema Resilienz für unseren Blog, für unsere Community einen sinnstiftenden Beitrag zu verfassen. Nicht, dass es an teilweise schon wirklich guten und inspirierenden Beiträgen im Netz oder in unseren diversen Fachzeitschriften mangeln würde, doch ich wollte mich gerne in einem Blogbeitrag mit meinen Erfahrungen als Coach, aber auch mit meinen eigenen persönlichen Erfahrungen zu diesem spannenden Thema auseinandersetzen.

Es haben sich zwar bereits eine ganze Reihe an Stichworten, diversen Beiträgen und Best-Practise angesammelt, der Schreibfluss ließ jedoch noch auf sich warten.

Doch heute war etwas anders und ich habe begonnen, meine Gedanken einfach runterzuschreiben. Bevor ich verrate, was denn heute wirklich anders war, vielleicht ein paar Worte, was mich dazu bewegt, über Resilienz zu schreiben.

Bereits seit Jahren unterstütze ich als Coach besonders Führungskräfte dabei, neben vielen anderen Themen, ihre Resilienz aufzubauen, zu bewahren und zu verbessern. Gerade in diesen unruhigen Zeiten ist die Resilienz eine Fähigkeit, die für Führungskräfte und deren gesamtes Team immer mehr an Bedeutung gewonnen hat.

Was ist denn eigentlich genau Resilienz?

Unter den diversen Definitionen brachte es, meines Erachtens, vor allem die von Rosmarie Welter-Enderlin, systemische Beraterin und Psychotherapeutin, auf den Punkt;

„Unter Resilienz wird die Fähigkeit von Menschen verstanden, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.“

Dabei spielen für die Resilienz vor allem Widerstands- und Anpassungsfähigkeit eine große Rolle und die Botschaft, dass wir nicht resilient geboren werden, sondern Resilienz im Laufe unseres Lebens erlenen.

Warum ist das für mich relevant?

Nachdem wir stolz im Herbst 2019 unser 25 Firmenjubiläum feiern und ein paar Monate später zum Jahreswechsel 2019/2020 auf das beste Geschäftsjahr unserer Firmengeschichte blicken konnten, hatte von uns niemand damit gerechnet, dass eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes, uns die nächsten Monate in Atem halten würde.

Ursprünglich wollte ich beruflich sogar etwas kürzertreten, aber meine ehrenamtlichen Pläne muss ich wohl noch etwas nach hinten schieben. Dafür ist der Druck für mich aktuell zu hoch, was auch meine eigene Resilienz zurzeit herausfordert.

Als Coach begleite ich aktuell eine Vielzahl von Führungskräften unserer Mandanten durch diese seltsamen Zeiten. Zudem versuche ich als Unternehmer unsere kleine Beratungsgesellschaft und mein Team durch diese existenzielle Krise zu bringen. Auch als Ehemann, als Vater eines post-pubertierenden Sohnes und auch als guter Freund gibt es eine Fülle an Themen, in denen ich aktuell gefordert bin und meine Resilienz ebenfalls stressen.

Das hilft mir

Es gibt viele gute Hinweise oder Tipps, wie man seine persönliche Resilienz bewahren, oder auch ausbauen kann. Je nach persönlicher oder beruflicher Situation muss man für sich selbst herausfinden: Was passt davon für mich und hilft mir. Oft ist es sicherlich auch eine Kombination aus mehreren Möglichkeiten, seiner Resilienz etwas Gutes zu tun.

Mir selbst hat tatsächlich auch eine Intervention geholfen, die ich gelegentlich im Coaching mit meinen Coachees einsetze; die fünf Säulen der Identität. Diese wird so ähnlich, beziehungsweise etwas erweitert, sogar für das Thema Resilienz eingesetzt.

Wenn ich mich im Rahmen meiner Selbstreflektion auf meine drei wichtigsten „Unterstützer“ konzentriere, dann würde ich heute folgende Aspekte hervorheben:

  • Mir hilft es in schwierigen Situationen, diese schnell zu „verdauen“, also zu akzeptieren und nach vorne in Richtung Lösungen oder Alternativen zu schauen.
  • Gerade mein familiäres und soziales Umfeld wirkt auf mich wie eine „Ladestation“ in Zeiten, in denen auch meine Energiereserven sich dem Ende neigen.
  • Letztlich ist es aber auch das Bewusstsein und das Vertrauen in meine eigenen Stärken, was mögliche Zweifel schnell beseitigt und meinen Blick nach vorne richtet.

Was war denn heute anders?

Heute habe ich meine zweite Impfung bekommen; ein ganz besonderes Gefühl. Mit dieser weiteren Ressource in meiner „Resilienz-Schublade“ gingen mir viele positive Gedanken durch den Kopf, ich spürte viel positive Energie und Tatendrang in mir und die Gewissheit, dass wir recht bald diese seltsamen Zeiten alle hinter uns lassen.